Roundup mit Glyphosat: Harmloses Herbizid oder Gift für Natur & Mensch?

Roundup – ein unbedenkliches Unkrautvernichtungsmittel der Extraklasse. So wird es zumindest angepriesen. Doch ist es wirklich so gut für die Umwelt wie sein Hersteller verspricht?

Glyphosat Einsatz

Als ich neulich einen Blick auf meine Einfahrt warf, kam mir ein leichter Schauer über den Nacken. Denn schon wieder hatte sich das Unkraut durch die Pflastersteine gedrängt. Als ich laut seufzte, rief auch schon mein Nachbar: „Na, da musst du wohl wieder mit dem Fugenkratzer ran, was?“ Ich rollte mit den Augen und winkte nur ab. Da hieß es auf einmal: „Versuch es doch mit Roundup.“ Ich wurde neugierig auf dieses tolle Mittelchen, das mir mein Nachbar wärmstens empfahl, und machte mich im Internet ein wenig schlau.

Was mir sofort klar wurde: Roundup scheint DAS Unkrautvernichtungsmittel schlechthin zu sein. Zumindest was die Wirkung angeht. Ich kam zu dieser Erkenntnis, weil ich auf unzählige Forenbeiträge und Erfahrungsberichte von Kleingärtnern stieß, die geradezu auf Roundup schwören. Es soll die Beete und Gartenwege tiptop sauber halten und einfach in der Anwendung sein. Roundup scheint also ein richtiger Verkaufsschlager zu sein. Die guten Bewertungen und hohen Verkaufsränge bei bekannten Internetshops bestätigten nur noch all diese Aussagen.

Doch über einige Überschriften, über die ich bei meiner Recherche gestolpert bin, konnte ich einfach nicht hinwegsehen. Da fielen im Zusammenhang mit Roundup, bzw. dem darin enthaltenen Wirkstoff Glyphosat, Worte wie „krebserregend“, „giftig“, „Missbildungen“ und „verseuchte Lebensmittel“. Das widersprach natürlich all dem, was ich vorher in Erfahrung gebracht hatte. Mir wurde klar, dass ich mich hier einmal etwas genauer informieren sollte, bevor ich das Mittel wirklich beim nächsten Besuch im Gartencenter in den Einkaufswagen lege.

Wirkungsweise von Glyphosat

Roundup Glyphosat
Glyphosat – der wichtigste Wirkstoff im Unkrautvernichter Roundup | © fotohansel – Fotolia.com

Zunächst einmal stellte sich mir die Frage, was dieses Glyphosat überhaupt ist. Im Internet erfuhr ich dann, dass es das weltweit von der industriellen Agrarwirtschaft am meisten eingesetzte Herbizid ist. Zwar ist die Landwirtschaft das Haupteinsatzgebiet für Pestizide, aber auch Haus- und Kleingärtner greifen gerne zu dem Wundermittel Roundup. Doch warum ist es überhaupt ein „Wundermittel“ und warum schwören so viele darauf? Ganz einfach: Das im Roundup enthaltene Glyphosat wirkt über die Blätter und hemmt ein bestimmtes, für den Stoffwechsel der meisten Pflanzen erforderliches Enzym (EPSP-Synthase). Dieses Enzym wird wiederum zur Herstellung von lebenswichtigen Aminosäuren benötigt. Wird es also abgetötet, dann stirbt auch die Pflanze innerhalb von wenigen Tagen. [5]

Doch wie kann es sein, dass Soja, Zuckerrüben und Co. auf dem Acker überleben, obwohl Roundup gespritzt wird? Auch das erklärte sich mir ziemlich schnell. Früher war der Einsatz von Glyphosat auf dem Acker nur möglich, wenn darauf nicht gleichzeitig Kulturpflanzen wuchsen. Doch das war vielen ein Dorn im Auge. Daraufhin machte sich der Hersteller von Roundup, Monsanto, an die Arbeit und begannen damit Gene zu manipulieren. 1996 gelang es dem Agrarkonzern letztendlich ein Gen in Sojabohnen einzubauen, mit Hilfe dessen das Enzym EPSP-Synthetase gebildet wird. Dank dieses Enzyms überlebten die Sojapflanzen nun endlich den Giftregen. Doch es sollte nicht nur bei Soja bleiben. Mittlerweile gibt es auch so genannten Roundup-Ready-(RR)-Mais, -Raps, -Zuckerrüben, -Baumwolle und -Alfalfa. [5]

Wer steckt hinter Roundup?

Hinter dem Unkrautvernichter-Produkt Roundup steckt der Saatgut- und Gentechik-Konzern Monsanto mit Sitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri, der aktuell gerade mit dem deutschen Chemiekonzern Bayer fusioniert [10]. Der Agrar-Multikonzern brachte Roundup 1974 als erstes auf den Markt. Heute ist Monsanto führender Hersteller von glyphosathaltigen Herbiziden und glyphosatresistenten, gentechnisch veränderten Pflanzen. Im Laufe der Zeit zogen natürlich viele nach, sodass glyphosathaltige Herbizide auch von anderen Konzernen hergestellt werden.

Heute ist das Glyphosat als Hauptbestandteil vieler Herbizide weltweit im Einsatz. Vor allem in der Landwirtschaft. Hier wurde es anfangs nur vor der Aussaat aufgebracht. Dank der gentechnisch veränderten Roundup-Ready-Pflanzen kann Roundup jetzt aber auch während des Anbaus angewendet werden. Und auch kurz vor der Ernte setzen es einige Landwirte ein, denn das glyphosathaltige Mittel trocknet die Pflanzen aus, sodass z.B. Getreide auch bei schlechter Witterung geerntet werden kann. [6]

So wie es aussieht, scheint Roundup also wirklich ein gutes Mittelchen zu sein. Und das nicht nur für die Landwirtschaft. Es wird schließlich auch in Privatgärten, auf öffentlichen Flächen, auf Bahndämmen und Autobahnrandstreifen versprüht. Warum ist der Einsatz von Glyphosat dann aber seit 2013 in Österreich reglementiert [9]? Warum will Frankreich den Verkauf von Roundup in Gartenzentren sogar ganz verbieten? Und warum gerät Roundup ständig in die Schlagzeilen?

Roundup – das stille Gift

Schätzungen zufolge, werden weltweit jedes Jahr 2,5 Millionen Tonnen Pflanzengifte gespritzt. 99,7 Prozent von ihnen gelangen dabei ungefiltert in die Umwelt, den Boden und die Gewässer. Bei glyphosathaltigen Spritzmitteln kann das wiederum verheerende Auswirkungen haben. Das Mittel soll angeblich nicht nur das Bodenleben schädigen, es soll auch krankheitserregende Pilze fördern und die Aufnahme von Mikroorganismen beeinträchtigen. Doch nicht nur die Natur leidet unter dem Einsatz – auch die Tierwelt nimmt aufgrund des weltweiten Einsatzes von Roundup einen großen Schaden. Forschungen zeigen, dass Glyphosat auch einen negativen Einfluss auf die Population von Regenwürmern, Spinnen und Vögeln hat. [5]

Auch das Grund- und Oberflächenwasser kommt natürlich durch Oberflächenabfluss und Auswaschungen mit dem Glyphosat in Berührung. Das Verheerende: Glyphosat ist für Gewässer hochgiftig. Je nach Dosis kann das Mittel im Wasser nahezu alles vernichten, was darin lebt und wächst. Seien es nun Wasserpflanzen, Fische, Amphibien oder Libellenlarven – kommen sie mit den Glyphosat in Berührung, sterben sie. Natürlich sickert das Mittel aber auch ins Grundwasser und gelangt auf diese Weise früher oder später ins Trinkwasser. [4]

Immer mehr Bauern kämpfen um ihre Existenz

Seit Jahren beunruhigt ein mysteriöses Rindersterben in Europa. Tiere kommen missgebildet zur Welt [7], Milch-, Hühner- und Schweinebauer verlieren ihre Existenz und Landwirte und ihre Familien erkranken. Schuld daran scheint vor allem eines zu sein: das Glyphosat. Schon seit knapp 20 Jahren wird Gensoja in Europa als Futtermittel eingesetzt. Seit diesem Zeitpunkt beobachten Landwirte eine deutliche Zunahme von Tierkrankheiten. Auch wenn viele Behörden keinen Zusammenhang zwischen den Krankheiten und dem Wirkstoff Glyphosat sehen. Die Landwirte sind anderer Meinung. Viele berichten von Missbildungen und Fehlgeburten.

Und als wenn das alles nicht schon schlimm genug wäre, nimmt die Anzahl der erkrankten Bauern auch immer drastischer zu. Denn auch in Stallluft und Rinderkot wurden schon Glyphosat-Rückstände nachgewiesen. In Deutschland sind aufgrund dessen heute schon sehr viele Landwirte schwer erkrankt.

Anders sieht es in ländlichen Regionen Lateinamerikas aus, in denen glyphosatresistente Pflanzen angebaut werden und viel Roundup, z.B. per Flugzeug, gespritzt wird. Hier erkranken nicht nur die Landwirte, auch Neugeborene kommen immer häufiger mit Erkrankungen auf die Welt. Meist mit körperlicher und geistiger Behinderung. Hier haben Untersuchungen gezeigt, dass es in Gegenden, in denen viel Roundup gespritzt wird, in den letzten Jahren viel mehr Fälle von Krebs, Leukämie und Non Hodgkin in stetiger steigernder Zahl unter immer jüngeren gibt. Außerdem gab es in diesen Orten immer mehr Fehlgeburten und weniger Schwangerschaften. Obendrein begannen auch noch die Fälle von angeborenen Missbildungen zuzunehmen, die sonst früher in den Regionen nicht vorkamen. [1]

Auch wir Deutsche nehmen Glyphosat auf

Wer nun meint, dass nur die Tiere und die Landwirte betroffen sind, der irrt sich. Das Glyphosat gelangt vom Acker in die Ställe und schließlich auch über Eier, Milch, Fleisch und Getreide zu uns auf den Teller. Ob und in welchem Umfang Rückstände von Glyphosat in Nahrungsmitteln auftreten, wird leider nur sporadisch kontrolliert. Fakt ist aber, dass sich im Jahr 2012 bei einer stichprobenartigen Untersuchung in 18 europäischen Städten zeigte, dass fast die Hälfte aller Menschen Glyphosat im Urin hatte. Und das gilt auch für Deutschland. Weit mehr als die Hälfte der Deutschen hat Glyphosat im Körper. [1][2]

Wie das passieren kann, zeigen mehrere Untersuchungen. So zeigte eine Untersuchung der Zeitschrift Ökotest zum Beispiel, dass acht von zehn getesteten Brötchen mit Glyphosat belastet sind [3][6]. Ebenfalls auch Haferflocken, Mehl und Brot. Weil Menschen und Tiere das Enzym, das Glyphosat hemmt, nicht besitzen, galt es lange Zeit als unbedenklich. Auch die notwendigen Prüfungen im Zuge der Zulassungen überstand das Herbizid bislang anstandslos. Da wir es jetzt anscheinend aber sogar über die Nahrung aufnehmen, steigt die Anzahl der Untersuchungen.

Eine besorgniserregende Studie der International Agency for Research on Cancer (IARC), einer Einrichtung der WHO, ergab nun zum Beispiel auch, dass das Herbizid Glyphosat bei Tieren definitiv und bei Menschen höchstwahrscheinlich Krebs auslöst. Allen voran Lymphdrüsen- und Lungenkrebs soll Glyphosat und somit das ach so gerne eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel Roundup auslösen. [4]

Monsanto streitet alle Vorwürfe ab

Monsanto streitet bis jetzt alle Vorwürfe vehement ab. Es heißt oft z.B., dass Untersuchungen absichtlich außer acht gelassen wurden. Es ist fast immer so: werden Studien veröffentlicht, in denen Glyphosat als tickende Zeitbombe eingestuft wird, rudert Monsanto schnell dagegen und geht zum Gegenangriff über. Auch gegen die Untersuchungen der WHO hat Monsanto natürlich prompt reagiert. Monsanto meint, dass es nicht durch wissenschaftliche Studien belegt sei, dass Roundup Krebs auslösen könne. Monsanto besteht nun sogar auf einen Widerruf vonseiten der WHO. [4][8]

Das Gute: neben Österreich und Frankreich, reagiert jetzt auch Deutschland. Im Mai 2015 hatten die Verbraucherschutzminister der Bundesregierung z.B. zu einem Verbot von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat aufgefordert. Das Landwirtschaftsministerium hatte daraufhin nur geantwortet, dass für ein Verbot bisher noch die Rechtsgrundlage fehle. Die Zulassung von Glyphosat wird momentan aber durch die EU neu geprüft, da die aktuelle Genehmigung des Wirkstoffs im Dezember 2015 endet. Update: Die Genehmigung wurde auf den 30.06.2016 verlängert.

Im Mai 2015 riefen zudem die Grünen im Bundestag Baumärkte zu einem freiwilligen Verzicht von Glyphosat auf. Einige Baumärkte reagierten auch prompt. toom Baumarkt hat sich z.B. dazu entschlossen, alle verbleibenden glyphosathaltigen Produkte bis spätestens 30. September aus dem Verkauf zu nehmen. [8]

Fazit zu Roundup, Glyphosat und Co.:

Dass die ersten Länder den Gebrauch von Roundup bzw. glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmitteln reglementieren bzw. komplett verbieten möchten, ist zumindest schon mal ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Es kann nicht sein, dass jeder Roundup einfach so im Handel kaufen und im eigenen Garten benutzen kann, wenn es doch so schädlich für Natur und Mensch ist. Die meisten wissen bestimmt noch nicht einmal etwas von dieser Gefahr. Wer sich, seine Familie und unsere Umwelt schützen möchte, sollte unserer Meinung nach unbedingt die Finger von Roundup und ähnlichen Unkrautbekämpfungsmitteln mit Glyphosat lassen. Sonst unterstützen Sie nur Monsanto. Und das sollte meiner Meinung nach schleunigst aufhören. Meinen Nachbarn habe ich jetzt auch eines besseren belehrt. Der wird Roundup sicherlich nicht noch einmal in seinem Garten anwenden (hoffe ich).

Interessanter Videobeitrag über Roundup/Glyphosat & deren Auswirkungen:

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